Von der positiven Seite gedacht: Für 2025 ist Optimismus erlaubt, findet Andreas Merkel und setzt weiter auf Nachhaltigkeit und Regionalität

17.02.2025

Wer Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto, zuhört, weiß, dass der Familienunternehmer aus Überzeugung nach der Chance in der Herausforderung sucht. Die Otto-Garnmarke „Cotton since 1901“ entspricht beispielsweise den Vorgaben des Lieferkettengesetzes, und zwar ohne dass Gebr. Otto aufgrund von Umsatz oder Mitarbeiterzahl unter das Reglement des Lieferkettengesetzes fallen würde. Geschäftsführer Merkel sieht in „Cotton since 1901“ – mit transparenter Herkunft und nachvollziehbarer Verarbeitung – einen Wettbewerbsvorteil, sowohl für den Garnhersteller selbst als auch für die Weiterverarbeiter.
Ähnlich ist der Ansatz in Sachen Energie(-gewinnung): Derzeit investiert Gebr. Otto in seine zweite hauseigene Solaranlage, diesmal auf den Dächern des Dietenheimer Werks. In Balzheim ist seit etwa zwei Jahren eine fußballplatzgroße Anlage in Betrieb; Wasserkraft ist seit der Unternehmensgründung im Jahr 1901 Teil des Otto-Strommixes. Damit macht sich das Unternehmen nicht nur unabhängiger von Energiepreisschwankungen, sondern kann Produkte mit schlankem CO2-Fußabdruck anbieten – und sich damit von Anbietern in anderen Weltregionen absetzen, die auf fossile Energiequellen setzen.

Textilindustrie als frühzyklischer Indikator?
Im Jahr, das gerade begonnen hat, warten auf deutsche Unternehmen einige Herausforderungen. Bundesbankpräsident Joachim Nagel spricht von „hartnäckigem konjunkturellen Gegenwind“ und strukturellen Problemen. Die Textilindustrie gilt zudem als frühzyklische Branche, das heißt, sie reagiert besonders sensibel auf wirtschaftliche Schwankungen.
Wie blickt also genau diese Branche auf das kommende Jahr?

„Eigentlich recht positiv“
„Die Gemengelage war für die produzierende Industrie 2024 nicht einfach“, konstatiert Andreas Merkel. Während der Corona-Pandemie und auch danach waren die Lieferketten massiv gestört, weshalb viele Unternehmen aus Sorge um ihre Lieferfähigkeit die Lager aufstockten. „Das ist eine durchaus verständliche, aber teure Maßnahme, die uns steigende Preise und Inflation beschert hat“, erklärt Merkel. 2024 bauten die Unternehmen ihre Lagerbestände ab, während die Nachfrage der Konsumenten verhalten blieb. Die Folge waren schwache Umsätze in der gesamten textilen Wertschöpfungskette.

Nachhaltigkeit und Regionalität weiterhin hoch im Kurs
Auf das Jahr 2025 blickt Gebr. Otto wieder optimistisch. Andreas Merkel erklärt: „Wir sind überraschend gut ins neue Jahr gestartet. Ausschlaggebend sind unerwartete Großaufträge von Kunden mit niedrigen Lagerbeständen sowie ein erfreuliches Auftragsplus von regionalen Kunden, die auf lokale Wertschöpfungsketten mit hoher Qualität und Nachhaltigkeit setzen.“
Das Unternehmen investiert weiterhin konsequent in eine nachhaltige Produktion und energieeffiziente Produktionsmittel. Dazu gehört auch die zweite große Solaranlage am Standort Dietenheim; dafür ertüchtigen derzeit fleißige Handwerker die Dächer.

Hausaufgaben für die Politik
Allerdings sieht Geschäftsführer Andreas Merkel dringenden politischen Handlungsbedarf: „Immer mehr bürokratische Auflagen belasten die europäische Industrie, während Billigimporte aus Fernost ohne Einschränkungen auf den Markt gelangen. Wenn sich daran nichts ändert, bleibt Unternehmen nur noch die Flucht ins Ausland.“

Optimismus erlaubt
Herausfordernd mag 2025 zwar sein, doch bei Gebr. Otto geht man das Jahr in bekannt positiver Manier an. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: Ein klarer Fokus auf Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit. „Damit sind wir gut für die Zukunft aufgestellt“, so das positive Fazit von Andreas Merkel.