In seinen Workshops zu textilen Fachthemen bringt Gebr. Otto regelmäßig die Branche zusammen. Auch beim Workshop am 9. April waren wieder zahlreiche Textilunternehmen der Einladung der Dietenheimer Spinnerei und Zwirnerei gefolgt. Thema des Tages war die Regenerat-Faser „TENCEL™ Lyocell“ der Lenzing AG. Gebr. Otto verspinnt zahlreiche der von Lenzing hergestellten Regenerat-Fasern, darunter auch Lyocell.
TENCEL™ Lyocell: eine nachhaltige, attraktive Faser
Von Alexandra Steger von Lenzing erfuhren die Zuhörenden, dass zellulosebasierte Fasern bereits seit rund 80 Jahren am Markt sind: Viskose und Modal sind alte Bekannte. Lyocell gehört zur jüngsten Generation holzbasierter Fasern. Ihre Herstellung ist umweltfreundlicher als die der Vorgänger, denn der Chemikalieneinsatz und die Emissionen sind deutlich geringer als bei älteren Generationen.
Umweltvorteile bietet Lyocell auch im Vergleich zu Baumwolle: „Für die Herstellung eines Kilogramms Lyocellfasern verbrauchen wir dank ausgeklügelter Rückgewinnungs- und Wiederverwertungssysteme nur 47 Liter Wasser. Für ein Kilogramm Baumwollfasern müssen wir von einem Vielfachen ausgehen.“
Steger erläuterte, welche weiteren Maßnahmen Lenzing verfolgt, um den ökologischen Fußabdruck seiner Produkte möglichst gering zu halten. So gibt es keine spezielle Holzart, die für Lyocell herangezogen wird; entscheidend ist, dass das Holz in der Nähe des Produktionsstandorts wächst.
Beeindruckt zeigte sich das Publikum von der Tatsache, dass Lenzing seine Fasern mit einem DNA-Tracker versieht, um deren Weg vom Ursprung bis ins fertige Gestrick nachvollziehen zu können.
Neben Vorteilen in Sachen Nachhaltigkeit und Transparenz bringt Lyocell auch hohen Tragekomfort mit: Die Faser ist weich, angenehm zu tragen, fällt glatt und nimmt viel Feuchtigkeit auf. Pilling tritt bei TENCEL™ -Stoffen kaum auf. Zudem ist Lyocell atmungsaktiv und wirkt temperaturausgleichend – ideale Eigenschaften für Unter- und Nachtwäsche.
Umweltfreundliche Garnherstellung bei Gebr. Otto
Hausherr Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto schloss sich mit seinem Vortrag zur nachhaltigen Garnherstellung an. Er erläuterte, wie das Unternehmen mit modernen Maschinen und erneuerbaren Energien seinen Umwelt-Impact reduziert. Lyocell passt aufgrund seiner kurzen Transportwege und der umweltfreundlichen Herstellung gut in die nachhaltige Produktionsstrategie von Gebr. Otto.
Aus Lyocell wird Stickgarn: Sensa green von Madeira
„Wenn wir ein neues Produkt einführen, ist das Wichtigste, dass der Name auf ‚a‘ endet“, scherzte Sebastian Schade von Madeira, als er dem Auditorium das Stickgarn Sensa green vorstellte. Es besteht zu 100 Prozent aus Lyocell und ist das erste seiner Art weltweit. Seit Sommer 2021 gehört es zum Programm von Madeira – nachdem Schade die Faser im Vorjahr auf einer Messe kennengelernt und sich sofort von ihren Eigenschaften begeistern ließ. In Gebr. Otto hat Madeira den passenden Partner in der Spinnerei gefunden.
Die Vorteile von Stickgarnen aus Lyocell anstelle von Biobaumwolle oder Viskose sieht Madeira im geringeren Umwelt-Impact sowie dem weichen Griff. Wie positiv sich dieser selbst in großflächigen Stickereien bemerkbar macht, zeigte Sebastian Schade anhand verschiedener Muster, die ohne Unterlage auskommen und auf der Haut nicht kratzen.
Getzner: Lyocell-Vielfalt in Hemden- und Blusenstoffen
Barbara Paul, ESG-Beauftragte bei Getzner, nahm ihr Publikum mit auf einen umfassenden Überblick zu Umwelt, sozialer Verantwortung und Unternehmensführung beim Bludenzer Traditionsunternehmen. Getzner bietet ein breites Sortiment an Damast, Modestoffen sowie Textilien für persönliche Schutz- und Sportausrüstung. Besonders im Bereich der Modestoffe kommen Lyocell-Garne zum Einsatz, die Getzner beispielsweise mit Bio-Baumwolle, regenerativer Baumwolle oder Polyester kombiniert.
Textilausrüstung Schellenberg: für feinen Jersey aus Lyocell
Rahel Greuter von der Firma E. Schellenberg Textildruck AG gab einen Überblick über die Bandbreite der Ausrüstung und Veredelung des Unternehmens, zu dem seit 2008 auch der Jersey-Hersteller Greuter Textil gehört. Feine Lyocell-Gestricke für Nachtwäsche und Lounge-Wear werden bei Schellenberg schon seit einiger Zeit erfolgreich ausgerüstet – ebenso hochwertige Bettwäsche. Die Referentin erläuterte, wie das Unternehmen die Fibrillierung (das Aufrauen der Lyocell-Fasern) gezielt zu verhindern weiß.
TENCEL™ -Success Story: Hefel Bettwaren
Den Abschluss der Vorträge bildete Jürgen Grabher von Hefel Textil. „Wir dürfen Ihnen von einer TENCEL™ -Success-Story berichten“, sagte Grabher zum Einstieg. Der Bettwaren-Erzeuger und einzige Inlet-Weberei in Europa setzt in verschiedenen Bereichen auf Lyocell. Das gehe perfekt zusammen mit dem Anspruch des Unternehmens, zu 100 Prozent in Österreich zu fertigen; Steppdecken, Kissen, Matratzenauflagen, Bettwäsche und daunendichte Gewebe entstehen an den Standorten Schwarzach und Kiefermarkt. Neben den kurzen Wegen – „unsere Bettwäsche wächst in Österreich“ – ist die Nachhaltigkeit der Lyocell-Faser ein zentrales Argument für Hefel. Daneben sprechen die Produkteigenschaften für sich: hautfreundlich, feuchtigkeitsregulierend und antibakteriell.