Sagen Sie mal: Haben Sie Ihr Unterhemd, das Sie an diesem sonnigen Wintertag bestimmt tragen, schon mal genau angeschaut? Können Sie spontan – ohne nachzusehen! – sagen, ob sich da Nähte an der Seite befinden?
Machen wir‘s einfach: Ziemlich sicher sind da Nähte. Gemeinhin wird ein Unterhemd mit Vorder- und Rückseite zugeschnitten und dann zusammengenäht. Je nach Modell und Zielgruppe kommen noch Abnäher oder Spitzeneinsätze hinzu; fertig.
Bei unserem Besuch beim Wäschehersteller Speidel Ende vergangenen Jahres ist uns bewusst geworden: Es gibt Unterwäsche ohne Seitennaht. Die stellt Speidel vornehmlich her. Das nennt sich dann „Leibweite“ oder „Bodysize“. Dabei bestehen Unterhose und Unterhemd aus einem Stück Stoff. Dass das prinzipiell geht, ist klar, schließlich stammt der Wäschestoff von einer Rundstrickmaschine und die strickt im Schlauch. Allerdings wird dieser Schlauch (fast) immer an zwei Seiten aufgeschnitten, weil er sich dann leichter verarbeiten lässt: in T-Shirts, Sweatshirts, Jogginghosen und eben Unterhemden.
Aber zurück zum Unterhemd in Leibweite. Dafür muss der Gestrickschlauch – wie der Name schon sagt – genauso weit sein wie der Leib. In Damengrößen gesprochen also 34, 36, 38, 40 und so weiter. Der Zylinder einer Rundstrickmaschine und damit der Durchmesser des von ihr hergestellten Schlauches ist aber fix und kann nicht verändert werden. Das bedeutet: Für jede Größe braucht es mindestens eine eigene Maschine.
Aha. Kein Wunder ist ein nahtloses Unterhemd viel seltener anzutreffen als eines aus Vorder- und Rückseite. Übrigens haben wir da noch etwas festgestellt: Die ohne Naht sind schon echt bequem 😉.