Wenn ich als Kind mein Fahrrad putzen wollte – oder sollte – dann gab es dafür meist keinen Putzlappen. Mein Vater war der Meinung, dass sich dafür das Baumwollgarn auf den Garnspulen eignete, die bei uns im Garagenregal lagerten. Wie die dahin kamen, weiß ich nicht mehr. Wichtig zu erwähnen ist vielleicht, dass ich in Albstadt groß geworden bin. Da produzierten in den Achtziger Jahren noch viele Textilbetriebe Stoffe, Unterwäsche und Bekleidung. So endeten Baumwollspulen eben auch mal als Fahrradputzlappen. Mich hat die Idee aber nie überzeugt, denn zwischen den Garnknäulen drückte immer der Dreck durch und die Speichen polieren konnte man damit auch nicht.
Ob heute noch jemand Baumwollgarn zum Fahrradputzen einsetzt, weiß ich nicht. Meine Kids jedenfalls nicht. Es gibt schließlich auch schlauere Verwendungen für Baumwollreste. Bei Gebr. Otto zum Beispiel finden Prozessabfälle aus der Spinnerei ihren Weg in eine Garninnovation mit Namen recot2. Aufbereitete Fasern aus Webkanten und Spulenresten werden mit neuer Biobaumwolle versponnen.
Das ist nicht ganz so einfach, wie es sich anhört, denn die Faserlänge des Recyclingmaterials ist viel kürzer als die von Rohbaumwolle. Deshalb mussten wir bei Gebr. Otto für die recot2 –Idee zuerst ein eigenes Spinnverfahren entwickeln. Dafür gab es übrigens eine Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg. Aber das nur am Rande. In recot2 jedenfalls stecken 25 Prozent recyceltes Material, kombiniert mit 75 Prozent hochwertiger Biobaumwolle. So wird der technische Kreislauf geschlossen und es entsteht ein up-gecyceltes Produkt.
Unterm Strich ist recot2 eine pfiffige Alternative zum Fahrradputzlappen. Was aber nicht heißt, dass wir bei Otto das Rad nicht schätzen würden! Mehr dazu gibt’s bald an dieser Stelle.