Bojan, Du warst für ein Semester Werksstudent bei Gebr. Otto. Wie kamst Du als BWLer ausgerechnet in eine Spinnerei?
Ich habe über meine Familie den Weg zu Gebr. Otto gefunden. Meine Mutter arbeitet bei Rewe in Dietenheim, sie ist dort stellvertretende Marktleiterin. Sie kennt Oliver Kächler - genauso wie eigentlich jeden in Dietenheim.
Auch ich bin sehr verwurzelt hier, habe einen engen Draht zu meiner Familie und zu meinen Freunden. Deshalb wollte ich mein Studium in Heimatnähe absolvieren: In Neu-Ulm studiere ich BWL im fünften Semester. In eineinhalb Jahren werde ich meinen Bachelorabschluss machen.
Ein Konzern kam für mich in meinem Praxissemester nicht in Frage, da hatte ich Bedenken, nur als Nummer wahrgenommen zu werden. Ich passe vom Typ her besser in ein mittelständisches und familiäres Unternehmen, so wie Otto eben eines ist. Außerdem fühle ich mich im ländlichen Raum sehr wohl, für mich braucht es keine Großstadt.
Hattest Du vorher schon Berührungspunkte mit der Textilindustrie?
Nein, das war wirklich meine allererste Begegnung mit Textil. Ich muss zugeben, dass ich mich vorher auch nicht damit befasst habe. Eigentlich dachte ich immer, die Textilherstellung sei längst aus Deutschland abgewandert. Klar, Otto ist natürlich schon immer hier in Dietenheim, aber ich habe nicht hinterfragt, was das Unternehmen eigentlich tut.
Dementsprechend bin ich sehr offen an die Sache rangegangen, wobei ich mir Sorgen gemacht habe, dass ich mich aufgrund meines fehlenden Vorwissens zu wenig einbringen kann. Zum Glück war das unbegründet: Ich habe durch die Praxis ganz viel mitbekommen. Auf vielen Rundgänge bekam ich einen technischen Einblick – und war erstaunt, wie viel vor Ort gemacht wird. Vor allem das Lager in Balzheim mit den vielen Baumwollballen hat mich wirklich beeindruckt.
Hat sich durch Dein Praktikum Dein Blick auf Textilien verändert?
Ja, sehr sogar. Mir ist bewusst geworden, wie aufwendig die Herstellung eines Textils ist. Ich achte mehr auf das OEKO-TEX-Siegel. In wie vielen Produkten Garne von Otto drinstecken, ist mir klar geworden, als ich die Liste der Kunden angeschaut habe.
Welche Aufgaben hattest Du während Deines Praxissemesters?
Einen Großteil meiner Zeit habe ich im Einkauf in Balzheim verbracht. Ich habe Bestellungen durchgeführt, Rechnungen bearbeitet und Kollegen unterstützt, die eine weitere Hand gebrauchen konnten.
Meine Projektarbeit habe ich zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) in der Textilindustrie erstellt und vor dem Hintergrund der aktuellen Gesetzgebung Handlungsempfehlungen für Gebr. Otto erarbeitet. Compliance und Nachhaltigkeitsberichterstattung sind Schwerpunkte meines Studiums. Beeindruckt hat mich, dass Otto sehr viele dieser Gesetze bereits erfüllt, obwohl das Unternehmen qua Größe dazu gar nicht verpflichtet ist.
Was war Dein Highlight während Deiner Zeit bei Otto?
Die Installation der PV-Anlagen war ein Glanzlicht. Ich durfte aufs Dach und die Anlage in Augenschein nehmen; das ist schon eine riesige Fläche. Eindrücklich ist für mich daran auch die Stringenz, mit der Gebr. Otto das Thema Nachhaltigkeit verfolgt.
Außerdem konnte ich im Oktober mit zur Messe A + A in Düsseldorf. Die ist für Gebr. Otto wegen des Themas persönliche Schutzkleidung relevant. Wir waren nur als Besucher dort, hatten aber trotzdem viel Kundenkontakt. Es war spannend zu sehen, für welche Bandbreite an Anwendungen Garne von Otto eingesetzt werden.
Am 8. Februar 2024 hattest Du Deinen letzten Praktikumstag bei Gebr. Otto. Was wirst Du vermissen, was nimmst Du mit?
Vor dem Praktikum konnte ich mir nicht vorstellen, im Bereich Textil zu arbeiten. Jetzt geht das durchaus!
Vermissen werde ich die Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Ich mochte die kurzen Gespräche am Kaffee- oder Getränkeautomaten. Zum Glück bleibt mir das erhalten: Ich werde als Werksstudent weiterhin zweimal pro Woche zu Gebr. Otto zum Arbeiten kommen. Über dieses Arrangement freue ich mich sehr.
