„In der textilen Kette hängt jeder von jedem ab“: Reinhold Regittnig von Gebr. Otto über den Wert von Verlässlichkeit und Chancen in fordernden Zeiten

20.12.2024

Reinhold Regittnig bezeichnet sich noch selbst als „Azubi“, dabei ist er in der Spinnerei ein alter Hase. Neu für ihn ist höchstens das Material auf den Maschinen, nämlich die Baumwolle. Sein Ressort war bisher Wolle: Sie soll in Zukunft bei Gebr. Otto eine größere Rolle spielen.
Über seinen neuen Arbeitgeber sagt Reinhold Regittnig anerkennend: „Der komplette Laden ist krümelfrei“, und schwärmt vom täglichen Einsatz der Belegschaft für ihre Aufgaben. Den Otto-Kolleginnen und Kollegen attestiert der gebürtige Vorarlberger einen sehr netten, kollegialen Umgang – und einiges Talent im Herstellen von Süßspeisen: „Die verwöhnen mich hier richtig!“

Wie lange bist Du schon bei Gebr. Otto? Und wie kamst Du zum Unternehmen?
Ich bin seit 2. September 2024 bei Gebr. Otto, also noch ein echter „Frischling“. Zum Unternehmen gekommen bin ich über Werner Jochum, den Vertriebsleiter. Er wird Anfang 2026 in den Ruhestand gehen. Bis dahin bin ich noch sein „Azubi“ und hefte mich an seine Fersen (lacht).
Bei Otto will man zukünftig mehr im Bereich Wolle aktiv werden. Das ist ein neues Geschäftsfeld und wir sind gerade dabei, das aufzubauen. Ich habe in diesem Bereich einiges an Erfahrung: Bei meinem früheren Arbeitgeber habe ich mich insbesondere mit Wolle beschäftigt, mit dem Verspinnen dieses Materials und kann so einiges an Expertise einbringen.
Werner und ich kennen uns seit etwa 30 Jahren. Wir kommen beide aus Vorarlberg und haben einige Jahre in derselben Firma gearbeitet. Er wusste um meinen Hintergrund in Sachen Wolle – und zudem hat er mich richtig eingeschätzt, als er mir einen Wechsel zu Otto vorgeschlagen hat: Mich reizt es, etwas Neues aufzubauen, das ist eine tolle Chance. Andererseits freue ich mich auf die Baumwolle, die bisher für mich ein Randthema war.

Wie ist Dein erster Eindruck vom Unternehmen?
Was ich an Otto bemerkenswert finde, ist die Offenheit gegenüber Neuem. Das lebt unser Chef Andreas Merkel vor! Das Unternehmen ist innovativ und fortschrittlich, und das in einem eigentlich ganz klassischen Bereich, der Spinnerei. Es besteht die Bereitschaft zu investieren – in der Spinnerei stehen nur die neusten Maschinen von Top-Herstellern -, der Blick geht in die Zukunft. Das unterscheidet Otto von vielen Textilern, die auf ihrem Niveau bleiben, zwar versuchen, sich von dort weiterzuentwickeln, aber beispielsweise kaum investieren.

Wo siehst Du die Herausforderungen für Otto?
Der Markt ist derzeit schwierig, jeder kennt die Gründe dafür. Wir sehen uns einer Nachfrageschwäche gegenüber, die durch hohe Lagerbestände – ein Erbe aus der Coronazeit – verstärkt wird.
Mir ist in den letzten vier Monaten bewusst geworden, welche gutes Standing Gebr. Otto am Markt hat. Wir haben viele hochkarätige, enorm loyale und verlässliche Kunden. Das gibt Rückhalt – und das könnte ganz anders sein, das sehen wir landauf, landab.
Wie wir wissen, können herausfordernde Zeiten immer auch eine Chance bieten. Als positiv werte ich die Tatsache, dass wir bestehende Märkte noch gar nicht erschlossen haben. Außerdem werden Wettbewerber den Markt verlassen, wodurch sich neue Möglichkeiten für Otto ergeben. Otto hat da einen enormen Vorteil: Weil wir auf so soliden Beinen stehen, und das im Markt bekannt ist, können wir Verlässlichkeit bieten. In der textilen Kette hängt jeder von jedem ab, wenn ein Lieferant wegbricht, reißt das beim Abnehmer eine riesige Lücke. Diese Gefahr besteht bei Otto nicht, wir sind garantiert auch morgen noch da.
Derzeit bekommen wir schon wieder neue Anfragen, was mir Hoffnung gibt, dass wir die Talsohle vielleicht schon bald durchschritten haben. Oft werden kundenindividuelle Entwicklungen angefragt, eine echte Spezialität von Otto, die uns von Wettbewerbern unterscheidet.

Hast Du schon Otto-Highlights, ein besonderes Erfolgserlebnis?
Da muss ich jetzt spontan an die schönen Feste denken, an das Sommerfest, bei dem ich schon teilnehmen durfte, obwohl ich noch gar nicht Teil des Unternehmens war, und das Spanferkelessen.
Bemerkenswert finde ich auch die Schulungen, die Otto immer wieder durchführt. Damit meine ich sowohl die Mitarbeiterschulungen wie die Kunden-Events. Beide Formate beschäftigen sich mit aktuellen Themen, beispielsweise der Lieferkettenthematik. Wir haben externe Sprecher und Referenten zu Gast. Bei der letzten -zweitägigen – Mitarbeiterschulung im Oktober haben wir sogar einen Ganztagesausflug zu Trigema gemacht, damit die Kollegen und Kolleginnen sehen konnten, was mit dem Garn passiert, nachdem es unser Haus verlassen hat. Das kenne ich in diesem Umfang nicht. Es sorgt für Stolz auf das Produkt und Identifikation mit dem Unternehmen.
Und noch etwas: Hier bei Otto stehen nicht nur hochmoderne Maschinen, sondern der ganze Laden ist krümelfrei. Das ist Ausweis für das Engagement und die Hingabe der Kollegen.

Was treibt Dich an?
Ich möchte gemeinsam mit den Kunden weiterkommen, also Entwicklungen weitertreiben und in der Produktion mit Nicht-Standard-Qualitäten neue Wege gehen. Das ist die Grundlage für zukünftiges Wachstum der Firma Otto.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft für Gebr. Otto? Wo siehst Du Chancen?
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin mit Innovationen und Investitionen am Markt bestehen können. Nachhaltigkeit, Regionalität und Transparenz, also die zentralen Themen unserer Strategie, werden in Zukunft immer wichtiger werden. Wenn alle so denken würden wie wir bei Otto, bräuchten wir viele Regelungen nicht.
Ich wünsche mir außerdem Stabilität am Markt in Europa und vor Ort. Vor allem letzteres ist mir wichtig, denn die komplette Verlagerung der Produktion, weg aus Europa, ist nicht zukunftsträchtig.

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