Andreas, Du hast in einem Zeitungsinterview mal verraten, dass Du fast eine ganz andere Karriere eingeschlagen hättest, jenseits der Textilindustrie – nämlich die des Golf-Profis. Erzähl doch bitte mal!
Als Jugendlicher, mit 11 oder 12 Jahren, habe ich angefangen, Golf zu spielen Das Spiel hat mir viel Freude gemacht und lag mir offenbar, denn ich hatte bald sportliche Erfolge. Ich war zweimal Clubmeister und zweimal Dritter bei den bayrischen Jugendmeisterschaften. Auch im bayrischen Sichtungskader war ich aktiv.
Wie kamst Du zu diesem Sport?
Über meine Eltern, die ebenfalls gespielt haben. Golfspielen ist ein Familiensport. Man hat viel Zeit zum Reden, wenn man gemeinsam über den Platz läuft. Das ist ähnlich wie beim Skifahren. Da fährt man auch nicht nur die Piste runter, sondern steht mal und schaut oder sitzt zusammen im Lift.
Erinnerst Du Dich an ein besonderes Highlight in Deiner Golfkarriere?
Ja, das war bei einer bayrischen Mannschaftsmeisterschaft, so um 1990. Da ist es mir gelungen, ein Hole-in-One zu schlagen. Es war der letzte Schlag, meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Die Zuschauer und die anderen Teilnehmer hielten gefühlt die Luft an. Und dann flog dieser Ball ... genau zum Ziel. Ich konnte es kurz gar nicht fassen, als der Jubel der Zuschauer losbrach.
Was hat Dich bewogen, ins Familienunternehmen einzusteigen – und nicht die Golfkarriere zu verfolgen?
Ich habe das Thema damals ausführlich mit meiner Mutter besprochen. Sie hat mich bestärkt, das Studium in Reutlingen aufzunehmen und mich beruflich der textilen Welt zuzuwenden.
Hand aufs Herz: Gibt es Momente, in denen Du Dir wünschst, Du hättest Dich doch dem Golfen zugewandt?
Nein, gar nicht, ich bin glücklich und zufrieden. Klar, es gibt Tage, die herausfordernd sind. Aber die Tage kennt jeder. Und als Profi-Golfer scheint auch nicht immer die Sonne. Ein Kollege aus meiner aktiven Zeit hat auf europäischer Ebene gespielt. Es gehört sehr viel dazu, auf höchstem Niveau mitzumischen, das erfordert ein hohes Maß an Einsatz und Disziplin. Da reicht kein 8-Stunden-Tag – und da müssen alle mitziehen, auch in Bezug auf das Privatleben.
Ganz grundsätzlich glaube ich, dass das Leben nie nur geradlinig verläuft. Es ist wichtig, aus den Dingen, die man hat, das beste zu machen.
Profi-Sport ist bekanntlich kein Zuckerschlecken. Von welchen Erfahrungen aus dieser Zeit profitierst Du im Berufsleben heute?
Die Zeit war definitiv eine gute Erfahrung und Lehre. Man muss sich fokussieren, auf den Ball und das Ziel. Es gibt keine Ausreden, jeder ist für sich selbst verantwortlich, für sein eigenes Spiel. Außerdem: Egal wie das Wetter ist, es gibt immer welche, die sind besser. Du musst an dir selbst arbeiten, um besser zu werden.
Außerdem habe ich gelernt, mit Druck umzugehen. Vor allem, wenn ich in der Mannschaft gespielt habe, war der Druck hoch, höher, als für sich allein. Wenn ich in der Mannschaft schlecht spiele, trifft es alle. Eigentlich ist Golf ein Individualsport, aber in der Mannschaft war es immer am besten, da habe ich den größten Druck und die größten Erfolge erlebt.
Welche Rolle spielt das Golfen heute für Dich?
Das Golfspiel lag viele Jahre auf Eis, aus meiner Familie hat niemand gespielt. Erst vor einiger Zeit hat meine Frau angefangen, im Prinzip zeitgleich mit meiner Tante. Das ist gut, denn die beiden spielen auf einem ähnlichen Niveau. Mit mir finden sie es manchmal ein bisschen stressig (lacht) …
So komme ich wieder regelmäßig auf den Platz, was mich sehr freut, denn man ist unheimlich fokussiert auf Ball und Ziel. Wenn du nicht mit dem Kopf bei der Sache bist, vielleicht noch im Geschäft, dann geht der Ball ins Nirvana. Sobald er aber einmal im Wald gelandet ist, lenkst du deine Aufmerksamkeit auf das Spiel und fokussierst dich. Dann bist du mit den Gedanken nur beim Golfen, das hat einen enormen Erholungsfaktor. Außerdem ist man an der frischen Luft, und 18 Loch ist eine ordentliche Distanz zu laufen, 27 noch viel mehr.