EUCOTTON-Workshop bei Gebr. Otto: Modernes Format, traditionelles Produkt, neue Vermarktungsstrategie

04.10.2025

Tradition und Innovation zu verbinden ist eine Otto-Spezialität: klassische Baumwollgarne stehen hier für Qualität und Handwerk, gleichzeitig treibt das Unternehmen nachhaltige Garninnovationen und moderne „gesponnene“ Ansätze voran. Perfekt ins Bild passte da der Workshop zum Thema EUCOTTON Ende September: Internationale Teilnehmer konnten der Diskussion über die Zukunft europäischer Baumwolle sowohl vor Ort in Dietenheim als auch remote folgen.

EUCOTTON: Ansatz mit Potenzial
Seit Frühjahr 2025 spielen EUCOTTON-Garne bei Gebr. Otto eine Rolle. Die Dietenheimer Spinnerei verarbeitet seitdem mit EUCOTTON ausgezeichnete Baumwollgarne, die von der European Cotton Alliance (ECA) stammen – einem Zusammenschluss von Baumwollverbänden aus Griechenland und Spanien, den Hauptproduzenten europäischer Baumwolle.
Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto und Oliver Kächler, Prokurist und erfahrener Fasereinkäufer luden daher zum Wissensaustausch nach Dietenheim, um Ideen und Erfahrungen rund um EUCOTTON zu teilen.

The European Cotton Alliance & Greek cotton
Den Auftakt des Tages gestaltete Antonios Siarkos, einer der Treiber des EUCOTTON-Labels. Als Familienunternehmer betreibt er in Griechenland zahlreiche Baumwoll-Gins und kennt die Branche wie kaum ein Zweiter. Er gab einen Überblick über den griechischen Baumwollanbau: Auf rund 20a0.000 Hektar wird die Naturfaser nach strengen Kriterien angebaut, unterstützt von einem nationalen 10-Jahres-Programm für qualitatives Wachstum.
Im zweiten Teil des Vortrags stellte Siarkos die EUCOTTON-Initiative vor. Sie ist eine Antwort auf die Herausforderungen der europäischen Textilindustrie: Über 70 % der Textilien werden importiert, Kunden fordern mehr Transparenz, und der EU Green Deal setzt klare ökologische und ethische Standards.
EUCOTTON steht für gentechnikfreies Saatgut, moderne Anbau- und Erntemethoden sowie höchste ökologische und ethische Standards – vom Feld bis zum fertigen Produkt. Die Nähe zu europäischen Herstellern spart Transportwege, reduziert den CO₂-Fußabdruck und stärkt die Resilienz der Textilindustrie.
Abschließend gab Siarkos einen Einblick in die bisherigen Erfolge der Initiative – ein Beleg dafür, dass EUCOTTON mehr ist als ein Label: ein Schritt zu nachhaltiger, transparenter und widerstandsfähiger Textilproduktion in Europa.

Baumwollanbau in der EU/Spanien
Elena Artigas, Vertreterin von ESPALGODON und Mitglied der dritten Generation eines Familienunternehmens im Baumwollanbau, gab einen Einblick in die spanische Baumwollproduktion. Hauptanbaugebiet ist Andalusien, wo Baumwolle auf rund 60.000 Hektar als Teil des Fruchtwechsels angebaut wird.
Besonders interessant ist das kooperative Modell, das auch kleinen Farmern Zugang zu modernen Aussaat- und Erntemaschinen ermöglicht. Dank moderner Bewässerung verbraucht die spanische Baumwolle nur rund 2.886 m³ Wasser pro Tonne Rohbaumwolle. Eine aktuelle Studie zeigt zudem einen geringeren CO₂-Fußabdruck durch integrierte Produktion (La Junta de Andalucía estudia reducir la huella de carbono de la fibra de algodón a través de la producción integrada – ESPALGODÓN)
Elena Artigas nannte die zentralen Herausforderungen für die spanische Baumwollproduktion: globaler Wettbewerb, Preisdruck, Klimawandel, Wasserverfügbarkeit, Nachwuchssorgen und synthetische Fasern. Dem begegnen die spanischen Produzenten mit hoher Qualität, Nachhaltigkeit und vollständiger Nachverfolgbarkeit. Genau diese Eigenschaften machen die spanische Baumwolle in der europäischen Textilindustrie besonders wertvoll.
Als zentrale Herausforderungen für die spanische Baumwollproduktion benannte Elena Artigas den globalen Wettbewerb und Preisdruck, den Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit sowie Fragen rund um den Nachwuchs in der Branche. Hinzu kommt die Konkurrenz durch synthetische Fasern. Dem begegnen die spanischen Produzenten mit hoher Qualität, Nachverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit.

EUCOTTON versus SUPIMA - aus der Sicht eines Spinners
Nach dem Mittagessen, das bei den Otto-Workshop traditionell aus leckeren Maultauschen besteht, nahm Hausherr Andreas Merkel EUCOTTON aus Spinner-Sicht ins Visier. Er stellte dazu den Vergleich von SUPIMA Baumwolle, mit der Gebr. Otto seit langem arbeitet, zu EUCOTTON an. Ein wichtiger Aspekt ist dabei für Merkel der Transportweg, der im Falle von EUCOTTON kurz und kalkulierbar ist. In Bezug auf ihre technischen Eigenschaften seien SUPIMA und EUCOTTON beide auf einem sehr hohen Niveau, mit kleinen Unterschieden. Auch in einer Strickware sind die Eigenschaften der beiden Rohmaterialien vergleichbar.
Das Fazit von Otto Geschäftsführer lautet daher: EUCOTTON ist, genauso wie SUPIMA Baumwolle, ein absolutes High-End-Produkt. Für europäische Weiterverarbeiter bedeutet der kurze Transportweg Zeit- und Ressourcenersparnis; auch das Fehlen von Gentechnik ist ein wichtiges Asset. EUCOTTON kann daher, davon ist Andreas Merkel überzeugt, ein spannender Wachstumsmarkt sein.

EUCOTTON licensing program – a step-by-step guide
Den Abschluss der Präsentationen gestaltete Antonios Siarkos, der das Managementsystem hinter EUCOTTON näher erläuterte. Die zentralen Kriterien sind:

  • Qualität & Nachhaltigkeit
  • Rückverfolgbarkeit & Transparenz
  • Ethischer Handel & soziale Verantwortung.
    Für alle verarbeitenden Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette stehen detaillierte Checklisten zur Verfügung. Für eine Zertifizierung sind zudem jährliche Remote-Assessments sowie regelmäßige Vor-Ort-Audits erforderlich.
    Für die Nutzung der Marke gelten folgende Regeln:
  • Die EUCOTTON®-Marke darf nur von bewerteten und registrierten Organisationen auf ihren Produkten verwendet werden
  • Produkte, die ausschließlich aus Baumwolle bestehen, müssen einen 100 %igen EUCotton-Anteil aufweisen.
  • Bei Baumwollmischungen muss mindestens die Hälfte des Baumwollanteils aus EUCotton stammen.
  • Der reine Kauf von EUCotton-Produkten berechtigt den Käufer nicht automatisch zur Nutzung der EUCOTTON®-Marke.

Bewährte Tradition zum Schluss
Andreas Merkel dankte allen Rednern, die für den Workshop eine längere Reise auf sich genommen haben und verabschiedete sich bei den Online-Teilnehmern des Workshops. Alle analogen Besucher des Workshops lud er zu einer Besichtigung der Spinnerei ein.

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