Wie würden Sie Ihre tägliche Strecke beschreiben? Müssen Sie Steigungen überwinden?
Nein, meine Radstrecke zu Gebr. Otto ist durchgängig flach. Jetzt, in der hellen Jahreszeit, fahre ich sehr gerne an der Iller entlang, das finde ich besonders schön. Auf den Fluss zu blicken, die grünen Wiesen rechts und links, jetzt, im Frühling, die blühenden Bäume – das ist ein toller Start in den Tag. Gelegentlich begegne ich sogar einem Biber.
Morgens bin ich gegen sieben Uhr unterwegs, auf den Rückweg mache ich mich etwa um fünf Uhr. In der Früh sehe ich meist nur wenige Menschen, ein paar Spaziergänger, Leute mit Hund. Als Berufspendler habe ich immer freie Fahrt, denn insgesamt ist es auf dem Iller-Radweg werktags viel ruhiger als am Wochenende, wenn die Leute ihre Ausflüge unternehmen.
Wann haben Sie angefangen, den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad anzutreten?
Puh, eigentlich bin ich gefühlt schon immer mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Ich würde mal sagen, seit 25 Jahren.
Was bedeutet Fahrradfahren für Sie?
Durch das Radfahren habe ich ein gewisses Maß an Bewegung bereits fest in meinem Alltag integriert. Ich mache auch ansonsten gerne Sport, aber so ist Bewegung und frische Luft täglich gesetzt. Außerdem bekommt man den Kopf frei; in den 20 Minuten Radfahren kann ich mich auf den Tag vorbereiten, meinen Gedanken nachgehen. Und ganz ehrlich: Mit dem Auto wäre ich auf die Strecke gesehen auch nicht viel schneller.
Gibt es denn Nachahmer unter den Kollegen?
Naja, ich habe natürlich schon mal versucht, meine Kollegen zum Radeln zu animieren. Allerdings, glaube ich ohne Erfolg (lacht). Aber es ist nicht so, dass ich der einzige Radler bin, unser Fahrradparkplatz ist schon gut gefüllt.
Spielt bei Ihnen der Umweltaspekt eine wichtige Rolle oder radeln Sie einfach aus Überzeugung?
Der Umweltaspekt steht für mich nicht im Vordergrund. Was mich am Fahrradfahren fasziniert, ist die Einfachheit: Draufsitzen, losfahren, durchschlängeln, ankommen. Zudem gefällt mir die bereits erwähnte Grunddosis an Sport, die ich dadurch bekomme.
Glaubensfrage: Fahren Sie mit oder ohne E-Antrieb?
Bisher ohne! E-Radfahren ist für mich eine andere Sportart als Radfahren. Ich habe drei oder vier Fahrräder in der Garage stehen, auch ein Moped. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich irgendwann auch eines fahre. Und, wenn jemand sich ein E-Bike kauft, weil er dadurch mehr fährt als ohne, dann ist das prima.
Eine verkehrspolitische Frage: Wie ernst genommen fühlen Sie sich als Radfahrer als Verkehrsteilnehmer?
Hm. Wir haben ein sehr gutes Radwegenetz, ich kann auf dem Weg zur Arbeit ausschließlich auf Radwegen fahren.
Auf der Straße ist es manchmal schwieriger. Ein Negativ-Beispiel ist für mich die sanierte Dietenheimer Hauptstraße. Sie ist heute deutlich schmaler als früher und auf 30 Stundenkilometer begrenzt. Die Radfahrer sollen auf der Straße fahren, um die Autofahrer gewissermaßen zu bremsen. De facto überholen die Autos dann aber trotz geringer Straßenbreite.
Es wurde viel Geld ausgegeben und im Ergebnis ist es für Radfahrer damit gefährlicher geworden. Mit einem Kind würde ich die Hauptstraße nicht mehr entlangradeln wollen. Ich denke, die Verkehrsplanung geht einfach noch nicht weit genug in Richtung Radfahrer.
Letzte Frage: Heute regnet es Katzen. Sind Sie auch heute mit dem Rad zur Arbeit gefahren?
Ja, ich bin wirklich fast täglich mit dem Rad da. Es gibt nur ganz wenige Tage, an denen ich aufs Auto umsteige, bei Blitzeis oder wenn ich nach dem Arbeiten noch einkaufen gehen muss. Das bisschen Regen macht mir nichts aus. Ich habe immer Regenkleidung dabei und im Winter ziehe ich mich warm an.